Samstag, 10. Februar 2007

Vom Walzer in den Wolken und sprachkargen Japanern

Samstag, spaeter Abend


So, nach 2 Mahlzeiten und einigen Stunden Schlaf fuehle ich mich wieder in der Lage, was zu schreiben.
Ich bin da, wuerde ich sagen! War ein hartes Stueck Arbeit.
Frueh noch von von meiner Familie und 2 Katzen verabschiedet und dann konnte es losgehen. Dazu muss gesagt werden: ich bin noch nie geflogen. Nach Japan zu reisen war also ein guter Zeitpunkt, damit anzufangen. Mein Flieger ging 10:15, aber ich glaube, ich war schon gegen 7 in Schkeuditz. Die Fahrt dahin war furchtbar, ich war total durch den Wind durch die Aufregung und, aehm,schieben wir es auf den...hm....Patriotismus, hatte ich da schon furchtbares Heimweh... Mein Vater hatte mich freundlicherweise gefahren und begleitete mich auch noch ins Flughafen-Gebaeude und wich dort bis zum Sicherheitsbereich nicht von meiner Seite. Worueber ich nicht ungluecklich war - sowas bin ich echt nicht gewohnt. Jedenfalls hatte ich dann ueber 2 Stunden im Wartebereich und konnte mich "aklimatisieren" und mit Massen an Cola diverse bereits jetzt auftretende Muedigkeitserscheinungen bekaempfen (wie viele Stunden hatte ich eigentlich die Nacht davor geschlafen...? Da es keine nullstelligen Zahlen gibt, muss es wohl eine einstellige Zahl gewesen sein....eine sehr einstellige).


noch in Leipzig


Erstaunlichweise ging dann alles glatt und Schwups sass ich in meinem ersten Flieger. Sonderlich geraeumig war er nicht und der Sitzplatz-Hersteller hatte nach 50 keine Lust mehr, aber egal, das Ding flog. Nachdem es ewig auf dem Flugplatz rumgekurvt war und jedesmal, wenn es wieder Fahrt aufgenommen hatte, wurden meine Erwartungen enttaeuscht, dass es diesmal fuer den Abflug reichen wuerde. Begruesst wurden alle Gaeste durch oesterreichische Flugbegleiterinnen und klassischer Musik. Da flog ich also, schnell Hoehe gewinnend und an dieser Stelle fiel mir der Ausdruck "von oben sieht alles wie Spielzeug aus" ein. Es schaut wirklich so aus - fuer jemanden, der das nicht kennt, wirkte das fast ein bisschen surreal. Unterwegs gab es einen kleinen Imbiss und der Papp-Deckel der Verpackung war als abtrennbare Postkarte konzipiert. Klasse - Stift rausgekramt und Worte und Adresse zu Papier gebracht. "Entschudigung? Kann ich das bei ihnen...? Ah, Danke." Erste Karte verschickt. Dann verging die Zeit, Achtung Holzhammer-Humor, wie im Flug und nach gefuehlten 30 und tatsaechlichen 90 Minuten stand ich auf Wiener Boden. Zwischenstation erreicht.
Schnell in Wien mein Ausgang fuer den Weiterflug gesucht und dann hatte ich etwas Zeit und hab mir den Flughafen und seine Geschaefte angeschaut. Und angeschaut. Und angeschaut...

Wer Demel kennt -den gibts auch am Flughafen


Was man dort nicht kaufen kann, kann man an einer Hand abzaehlen, aber der Polizei wegen vermutlich nur hinter verschlossenen Tueren. Schnell noch eine Postkarte geschnappt. Kostete einen Euro und die Verkauferin drehte mir noch eine Briefmarke fuer 54 Cent an. Als ich dann auf mein 2 Euro-Stueck 1,46 Wechselgeld bekam, setzte ich meine Pokermiene auf und ging. Ich bin so ein Schuft.
Der Wiener Flughafen muss sich die Frage gefallen lassen, ob er nicht in der falschen Stadt gebaut wurde: die vielen Japaner verwirrten mich doch etwas. Aber immerhin wusste ich als es dann langsam Zeit wurde, dass ich mich am richtigen Abfertigungsschalter befand - 100 Japaner koennen nicht irren. Der Flieger war ein sehr ordentlliches Stueck groesser als der erste. Auch hier klappte alles mit Einsteigen und den Flugpapieren (meine groesste Sorge) und schon konnte es losgehen. Die Radioprogramme am Platz wurden sofort einer naeheren Untersuchung unterzogen und als der Flieger gerade durch die Wolkeneschichten stiess, fand ich auf dem Klassik-Sender "An der schoenen blauen Donau". Mit dieser Musik die Wolken unter sich vorbeigleiten sehen und einfach nur den Moment geniessen. Wunderbar.



...................................Wolkenwalzer

Neben mich hatte sich ein - Ueberraschung - Japaner gesetzt, welcher sich aber leider recht erfolgreich meinen Kommunikationsbemuehungen entziehen konnte. Den ganzen Flug ueber hat er es auf nicht einmal 5 Saetze gebracht. Und da war die Erklaerung, wie ich das uns servierte japanische 5-Minuten-Nudelsueppchen denn korrekt ziehen lasse UND was es mit dem in Katakana-gehaltenden Produktnamen auf sich hatte, bereits inbegriffen. Der Flug an sich war sehr ruhig. In regelmaessigen Abstaenden versorgten uns die Oesis mit Wasser und trocken Brot (...na gut, die Verpflegung war ganz ok und sogar inklusive etwas Sushi) und als wir in russischen Luftraum eintraten, ging die Sonne unter. Als sie nach 6 Stunden wieder aufging, waren wir immer noch ueber Russland. Dieses Land hat eine unvorstellbare Groesse. In Sibierien ist soviel Platz -Wahnsinn. Man konnte durch die Wolken immer mal wieder hell erleuchtete Staedte sehen und als es daemmerte die Weiten dieses Landes erahnen. Ich freue mich schon auf den Rueckflug, dann bekommt man diese Dimensionen bei Tag zu sehen.
Der Platz zum Sitzen war der Groesste noch nicht lange und so war an Schlaf auch nur bedingt zu denken. So richtig wollte ich eh nicht und so wurden es auch nicht mehr als 20-30 Minuten bis ich wieder aus dem Fenster schaute, die Flubegleiter Saft servieren liess und auf Abwechslung wartete. Ohne Schlaf ist es schon ein wenig langweilig zeitweise. Irgendwann wurde allen Nicht-Japanern ein kleines Formular ausgeteilt. Dort sind Angaben ueber euch und euren Aufenthalt in Japan zu vermerken. Ich will es kurz machen: fuellt dieses Ding vollstaendig aus! Ihr braucht unbedingt eure Wohnadresse. Ab ins Handgepaeck damit. Wenn etwas anderes fehlt, wird man euch darauf hinweisen am Narita, aber wenn die Adresse fehlt habt ihr ein Problem. Sie lassen euch nicht zur Gepaeckannahme sondern schicken euch in ruedem Englisch einen Mitarbeiter, der nicht sonderlich gut Englisch kann und dann mit euch zur Gepaeckstelle geht, damit ihr ihm eine Adresse praesentiert. Das alles kostet ein paar Nerven und laesst sich mit dem oben genannten Hinweis vermeiden. Woher ich das alles weiss? Ratet mal...
Der Weg vom Flugzeug in die Freiheit hinter die letzte Kontrolle ist ganz simpel. Aus dem Flugzeug einige Minuten dem Strom den ausgeschilderten Weg folgen. Dann kommt ihr in eine Wartehalle, wo per Einweisungsschild in Japaner und Fremde getrennt wird. Die Warteschlange der Japaner ist ungleich laenger, dafuer kommen sie schneller voran. Gewartet wird hier auf die Abfertigung an den Passschaltern, wo ihr und alle Nicht-Japaner diese kleinen Formulare aus dem Flieger braucht. Danach mit der Rolltreppe an die Gepaeckannahme, die richtige fuer euren Flug finden, dann die letzte Sicherheitskontrolle gegenueber der Gepaeckannahme mit einigen Fragen ueber euch ergehen lassen und raus. Ihr seid in Japan.
Kaisei hat mich dann abgeholt und wir fuhren gemeinsam mit dem Zug ins ziemlich entfernte Yokohama. Dort haben wir zur Einstimmung gleich noch eine Runde gedreht, aber meine Aufnahmefaehigkeit war zu diesem Zeitpunkt schon ziemlich am Ende.
Morgen mehr zu Yokohama und dann hoffentlich zu Kamakura

Thomas,
Gaijin

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Wie lange bist du eigentlich im Ganzen von Wien nach Japan geflogen?
Das Me

Thomas hat gesagt…

Kommt ein bisschen auf die Wetterlage an und auf die Minute weiss ich es nicht mehr. Aber so 11-12 Stunden.

Anonym hat gesagt…

Ach übrigens Glückwunsch zum ersten Flug.
Ich hatte mir auch eine schöne Strecke Ausgesucht für meinen ersten (nach Amerika).
Aner denk dran: du musst wieder zurück.
Das me

Thomas hat gesagt…

Von muessen kann nicht die Rede sein...