Donnerstag, 15. Februar 2007

Von hohen Tuermen und irren Kuenstlern

Donnerstag Nacht



Roppongi, so heisst ein Stadtteil Tokios, war heute unser Ziel. Da wir mit einer Freundin Kaiseis verabredet waren, mussten wir gegen 9 aufstehen. Einmal mehr ohne Nahrung trafen wir uns mit ihr am Bahnhof um dann das Neue Staatliche Museum zu besuchen. Nach diesem Besuch gab es einen neuen Spitzenreiter in der Liste der Sachen, die man sich in Tokio sparen kann. Jetzt werden vermutlich alle Kunstliebhaber (allen voran Katherine?) protestierend aufspringen, aber ich kann hier nur aus meiner Perspektive berichten und diese kann mit moderner Kunst wenig anfangen. Das hier auf grosser Ausstellungsflaeche Gebotene ist bei mir auf keinerlei Gegenliebe gestossen.
Es fing harmlos an. Die ersten paar Raeume enthielten Bilder. Expressionistisch-nichtdefinierbarer Stil, na ja, wem es gefaellt... Es folgten einige kleine Skulpturen, zuammengesetzt aus nicht immer definierbaren Dingen. Bis dahin war es uninteressant und langweilig. Ich haette den Ausflug unter harmlos-unwichtig eingestuft, doch das Museum hatte sich mit den ersten Werken nur warmgelaufen; was folgte, war eine Overtuere aus Sinnlosigkeit und Kroteskem. Wenn ihr schon immer mal einen Haufen Sand in der Ecke bewundern wolltet, habt ihr hier die Chance dazu. Fuer die anspruchsvollen unter euch gibt es die Sonderedition dieses Haufens verkleinert vor einem Kilometerstein, den ein alter Kohlkopf ziert. Ihr kommt dieses Jahr nicht recht in Winterstimmung? Dann geht einen Raum weiter, dort koennt ihr eine Schneeschaufel bewundern - baumelt dort an seidenem Faden von der Decke. Lasst euch aber von nicht zu sehr davon in den Bann ziehen, sonst ueberseht ihr womoeglich den Hutstaender daneben. Und hab ich ich schon das einzelne alte Rad erwaehnt? Vielleicht friert ihr auch angesichts der ploetzlichen Wintergefuehle. In diesem Fall wartet etwas weiter eine alte Decke auf euch - mitten im Raum. Passt auf, dass ihr nicht ueber die kuenstlerisch wertvollen Falten stolpert. Ihr habt als Kind eure Agressionen nicht richtig ausleben koennen? In diesem Museum erfahrt ihr, wie Stofftiere ohne Kopf aussehen. Um die Vorstellungskraft nicht allzu sehr zu fordern, haengt der Kopf aber dann gleich daneben. Vielleicht habt ihr nach all dieser Kunst Hunger bekommen? Kein Ding, dieses Museum hat an alles gedacht: wenn ihr lange genug durchhaltet, kommt ihr an einer eingerahmten Scheibe Weissbrot vorbei. Mahlzeit! Frisch gestaerkt solltet ihr nun einen Blick auf die unzaehligen Monitore werfen. Jeder zeigt ein Filmchen und praktischerweise befinden sich vor vielen bequeme Sitzbaenke, damit man seine visuellen Erlebnisse gleich in Albtraeumen verarbeiten kann. Filme der Woche:
Billige Muelldose fliegt in Muelleimer Teil 2 ("Jetzt mit mehr Unrat im Eimer!"),

Die scheppernde Dose am wackligen Brett

Ich weiss, was du letzten Sommer mit deinem Schnuersenkel gemacht hast!

Alte Zeiten schlechte Zeiten: Folge 1- Heute laufe ich ueber den Bauch eines Mannes
und Folge 2 - Jetzt legt der Mann Musik auf!
Und nicht zu vergessen, der Kassenschlager der letzten Monate:
Quarks, die Bruchtomate ("Jetzt in der extralangen Fassung - sehen Sie ungeschnitten, wie die Tomate mit vielen anderen zusammen aus einer Kiste faellt!")

Wenn ihr dann nicht mehr koennt, hier der absolute Geheimtipp in diesem Museum: gleich neben Hutstaender und Schneeschaufel wird ausgestellt: eine Kloschuessel. Die hab ich dann auch gebraucht.
Das Gemeine an diesem Museum: es durften mal wieder keine Photos gemacht werden, so dass sich noch viele Opfer finden werden, die in diesem Machwerk effektiver Platzverschwendung in eine neue Dimension des Schwachsinns eintreten werden - mein Beileid.
Betreten leider nicht verboten: das *hust* Museum



Danach wurden wir in ein kleines chinesisches Restaurant gefuehrt. Eine scharfe Nudelsuppe spaeter dann der Lichtblick des Tages. Bei wieder einmal bestem Wetter fuhren wir auf das Mori-Hochhaus. Und auch wenn der gestrige Blick ueber Tokio schon klasse war: das hier kam noch besser. Von dort oben hat man tatsaechlich zu allen Seiten freien Blick auf Tokio. Man findet sich inmitten in einer giganatischen Stadtwueste wieder, die erst durch den Horizont oder die Berge begrenzt zu sein scheint. Etliche Hochhaeuser wurden vom Sonnenlicht bestens in Szene gesetzt, die breiten Strassen der Stadt zogen sich wie kleine Furchen duch einen Acker und man wird von der schieren Groesse der Stadtgebiete foermlich erschlagen. Unbedingt besuchen!




Und dabei das innenliegende Museum grossraeumig umgehen. Zugegeben, die alten Tonskulpturen aus der Kofun-Periode oder auch dieTuchmalerei aus dem 18. Jahrhundert sind interessant anzuschauen. Aber saemtliche modernen Werke zum Museumsthema "Laecheln" und vorallem die Raeume mit der Aufschrift "Anti-Lachen" sind krotestker Unsinn. Punkt.

Den restlichen Tag haben wir uns in diversen Geschaeften, einem Cafe sowie einem Italiener aufgehalten. Wie schon erwaehnt, findet man an internationalen Restaurants erstaunlich viel. Neben den ueblichen Verdaechtigen wie Chinesen und co. auch mal Ausgefallenes wie das "Deutsche Braustueberl Yokohama" oder auch ein Lokal der Amish.



Die Wohnung wurde gewuenscht, die Wohnung wird geliefert. Sie ist Teil eines grossen Backsteinhauses mit ueber einem Dutzend Wohnungen. Das Ganze wiederum liegt in einem ruhigen Viertel mit doerflichem Charaker, an einem teilweise recht steilen Hang gelegen. Von hier oben hat man einen guten Blick auf einen Teil Yokohamas und bei gutem Wetter auch auf den Fuji. Wenn ich mal daran denke, mache ich ein paar Bilder. Der Haustuer unserer Wohnung folgt ein kleiner Flur, wie auf Bild 1 unten im Hintergrund erkennbar. Davon gehen 2 Zimmer ab, rechts das Bad, links ein Wohnraum. In diesem halten sich Kaiseis Eltern auf. Besonders gross ist er nicht, ebensowenig wie das Bad. Dem Flur folgt gerade hin die Kueche, von deren Eingang zum Flur das zweite Bild geschossen ist. Nicht sichtbar rechts liegt eine kleine Kochecke mit Spuele, der Herd und der Kuehlschrank. Geradehin zu sehen ist links ein weites Schlafzimmer und rechts Kaiseis Raum. Wie ihr auf Bild 3 sehen koennt, ist auch hier nicht viel Platz. An der Einrichtung ist verglichen mit unseren Breitengraden nichts ungewoehnlich, ausser vielleicht, dass es statt richtiger Tueren teilweise nur Falt-und Schiebetueren gibt.
Bild 1



Bild 2


Bild 3


Kaisei nicht zu vergessen:




Morgen geht es zum ersten Mal an Kaiseis Fakultaet. Koennte interessant werden.

Thomas,
Filmkritiker

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ich weiß, was du meinst, ich hatte 2 Jahre "Kunst" an der Schule. Da war Beuys Fettstuhl noch das harmloseste. Wir haben ein halbes Jahr Dada behandelt. Auch solche Sachen, wie Müll sammeln, auf einen Haufen werfen und den Haufen in die Luft jagen wurde uns als große Kunst verkauft.

Anonym hat gesagt…

Hallo.
Ich mochte mit Ihrer Website shouganai-ne.blogspot.com Links tauschen